Regio Bahn wird zu billig – Kein Interesse mehr in Salzgitter

Rückblick

Im Jahr 2002 beschließt der Rat der Stadt Salzgitter die Beteiligung an dem Mega-Projekt „Regionalstadtbahn“ mit Änderungen. Als das Vorhaben im Jahr 2010 endgültig scheitert, wird es schon nur noch unter dem Arbeitstitel RegioBahn geführt.

Den damals versprochenen 30-Minutentakt gibt es bis heute nicht. Man hätte ihn bei der Bahn einfach bestellen können, aber das wäre zu einfach gewesen.

Stattdessen haben wir jahrzentelange Phantasia-Planungen erlebt:

Neubau von Stadtbahngleisen ab der Peiner Straße über die Konrad-Adenauer-Straße, Willy-Brandt-Straße, Bruchmachtersenstraße, Theodor-Heuss-Straße, Hüttenring, Gaußstraße und Kurt-Schumacher-Straße mit den Haltestellen SZ-Swindonstraße, SZ-Citytor, SZ-Kattowitzer Straße, SZ-Hüttenring, SZ-Fredenberg-Zentrum, SZ-Hans-Böckler-Ring.

Laut der Antwort des ZGB (v. 13.07.2007) auf meine Einwohnerfrage vom 07.05.2007 an den Oberbürgermeister der Stadt Salzgitter (dessen Antwort) sollte das Projekt 39 Millionen Euro kosten – allein im Stadtgebiet Salzgitter.

Wohlgemerkt: Die Bahn sollte auf die Fahrbahn oder den Mittelstreifen dieser Straßen, mit mehrmaliger Fahrbahnquerung, verlegt werden – Irrsinn – und deshalb verdient gescheitert.

Regiobahn reloaded

Und nun kommt im Jahr 2013 unser Niedersächsischer Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und prüft 74 stillgelegte Bahnstrecken auf ihr Reaktivierungspotential. Darunter befindet sich auch die Strecke Lebenstedt-Fredenberg. Aus der Politik in Salzgitter ist auf die entsprechenden Presseverlautbarungen kein Sterbenswörtchen zu hören.

Mit fortschreitendem Verfahren wird weiter über die Strecke in Salzgitter berichtet – denn diese hat gute Chancen in der zweiten Stufe des Verfahrens – hier ist die Auswahl bereits auf 28 Kandidaten eingedampft. In Salzgitter will davon immer noch niemand etwas wissen, obwohl die Salzgitter-Zeitung wiederholt berichtet. Man könnte meinen, dass sich spätestens jetzt unser Landtagsabgeordneter Stefan Klein (SPD) in das Verfahren einschaltet, das bisher völlig an ihm vorbeigegangen ist …

Nachdem es die Strecke schließlich auch noch in die Auswahl der acht untersuchungswürdigen Strecken geschafft hat, ist das endlich auch dem Salzgitteraner Landtagsabgeordneten Stefan Klein (SPD) eine Pressemitteilung wert. Hier wird allerdings beim Nutzen-Kosten-Verhältnis der Salzgitteraner Strecke die falsche Zahl von nur 1,66 genannt – tatsächlich ist das Verhältnis viel besser (1,82 s.u.).

Wichtigstes Anliegen des Landtagsabgeordneten Klein scheint die Relativierung des miserablen Abschneidens der Strecke Harvesse-Braunschweig im Wahlbezirk des Landtags-Kollegen Detlef Tanke (SPD) – der zufällig auch ZGB-Verbandsvorsitzender ist – zu sein. Diese hatte nur ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 0,70 erreicht – Chance auf Realisierung haben allerdings nur Vorhaben mit einem Verhältnis größer als 1,0. (In der Auswahl der 28 lag sie angeblich noch auf dem 1. Rang, ein Schelm der böses dabei denkt). Immerhin ist man sich einig, dass man die Rahmenbedingungen entsprechend ändern möchte … (wäre sonst auch doof für den ZGB-Verbandsvorsitzenden Tanke, oder?).

And the winner is …

… natürlich die Strecke Lebenstedt-Fredenberg. Diese setzte sich auch unter den verbliebenen acht Strecken endgültig als die wirtschaftlich sinnvollste (von 74 Strecken in Niedersachsen) durch. Mit einem phänomenalen Nutzen-zu-Kosten-Verhältnis von 1,82 schreit sie geradezu nach sofortiger Realisierung – aber in Salzgitter interessiert sich immer noch niemand für dieses Projekt.

Warum geht in Salzgitter so wenig voran?

Der Wirtschaftsminister Lies drängt uns Salzgitteranern eine pragmatische und kostengünstige, überaus sinnvolle, intelligente und einfach zu realisierende Bahnanbindung bis zum Fredenberg auf. Bezahlen will das Land die Strecke ebenfalls zum größen Teil. Aber unser Landtagsabgeordneter Stefan Klein kommt nicht in die Puschen, der Rat macht sicherheitshalber ebenfalls nichts, einzelne Politiker schlafen den Schlaf der Gerechten. Den Bedenkenträgern sei gesagt, eine Reaktivierung von Bahnstrecken ist möglich, sogar wenn schon Bäume auf den alten Gleisen wachsen. Man muss es nur wollen.

Wahrscheinlich arbeitet man aber schon mit Hochdruck an einer Änderung der Rahmenbedingungen – und realisiert dann den unwirtschaftlichen  Spargelexpress  des Herrn Tanke einfach. Irgendwo wird der Zweckverband das Geld schon unterbringen.

In Salzgitter reibt man sich wieder einmal verwundert die Augen.


Update:

Es tut sich mittlerweile doch etwas. Zumindest der Ortsrat Nord berät am 02.03.2016 über etwas mehr Nachdruck in der Sache.


 

3 Gedanken zu „Regio Bahn wird zu billig – Kein Interesse mehr in Salzgitter“

  1. Der Wahlkreis von Herrn Tanke ist Gifhorn-Süd, die Bahnstrecke BS-Gliesmarode – Harvesse verläuft aber (neben BS) durch den Landkreis Peine.
    Soviel zum Thema „Heimatkunde“;-)

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